17.11. 2006 auf www.koelntipps.de
Seit zehn Jahren in Ehrenfeld – und immer wieder eine Entdeckung:
Besuch beim Piano-Atelier Kroh
Ehrenfeld ist voller Überraschungen. In den vielen kleinen Seitenstraßen der belebten Venloer Straße kann man immer wieder schmucke Schätze entdecken. Zu den Perlen, die sich vor dem hektischen
Treiben in den Ramschläden zu Recht verbergen, gehört das Piano-Atelier von Ludger Kroh in der Sömmeringstraße 61. (Seit 2008 Melatengürtel 22 Hof, 50933 Köln-Braunsfeld)
Seit zehn Jahren ist Ludger Kroh hier zu finden. Von montags bis samstags, jeweils von 14 bis 19 Uhr – so steht es auf dem Notenständer in seinem Schaufenster, durch das man auch in der Zwischenzeit
schon mal neugierige Blicke werfen kann. Vom Salon-/Stutzflügel bis zum Piano „für den Hausgebrauch“ finden sich dort mit Hingabe und Sachkenntnis restaurierte gespielte Instrumente.
Sein Handwerkszeug hat der Klavierbauer Ludger Kroh beim ältesten Klavierhersteller der Welt gelernt: bei der Firma Ibach in Schwelm. Dreieinhalb Jahre dauerte damals (wie heute übrigens immer noch)
die Ausbildung, bei der er nicht nur den aufwändigen Bau der Instrumente erlernte, sondern auch deren Intonation und Stimmung. „Rund siebeneinhalb Tausend Stimmungen habe ich bisher gemacht“, sagt
Ludger Kroh, „das Stimmen benötigt große Routine, um es wirklich gut zu können.“ Seine Lieblingsbeschäftigung, das gibt er ehrlich zu, sei das Stimmen aber nicht. „Am meisten Spaß macht es, einen
Schrotthaufen von Klavier wieder zu einem Schmuckstück zu verwandeln!“
Solche „Schrotthaufen“ befinden sich u.a. in seiner Werkstatt am Ende des Ladens. Im Moment liegen vor ihm sauber sortiert und beschriftet die Tasten eines Klaviers,das Jahrzehnte vor sich
hinrottete. Auf mindestens dreihundert Stunden schätzt Ludger Kroh die Arbeit an einem solchen Instrument ein, bis es wieder glänzend poliert und sauber gestimmt im Wohnzimmer des Besitzers steht.
Dass er dabei viele Arbeitsgänge so oft wiederholen muss, wie ein Klavier Tasten hat (mindestens 85 bis 88 Mal!), stört ihn gar nicht. Im Gegenteil: „Das hat schon etwas Kontemplatives, immer wieder
die gleichen Handgriffe zu machen!“
Sein Beruf sei inzwischen selten geworden, sagt Ludger Kroh: „Das fing schon in den 60er Jahren an, als die japanischen Hersteller mit aggressiver Preispolitik den deutschen Markt schwer angeschlagen
haben. Damals haben die ersten Klavierhersteller schließen müssen.“
Dass er seit zehn Jahren mit seinem Piano-Atelier in Ehrenfeld dem Verfall der Branche trotzt, ist seinem Können zu verdanken. Auf teure Werbung oder aufwändige Verkaufsmaßnahmen verzichtet er und
setzt lieber seine ganze Energie in die Instrumente. Was sich auszahlt, denn gute Leistung spricht sich immer herum!
hk